Posttraumatische Belastungsstörung
(PTBS / PTSD)
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Dr. Elze
Eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), auch Posttraumatic Stress Disorder (PTSD) genannt, kann sich als Folgeerkrankung nach belastenden traumatischen Erlebnissen wie Unfällen oder einem sexuellen Missbrauch entwickeln.
Die typischen Merkmale der PTBS sind das wiederholte Wiedererleben des Traumas in sich aufdrängenden Erinnerungen (Intrusionen bzw. Flashbacks), Träumen oder Albträumen, sowie ein andauerndes Gefühl von Betäubtsein und emotionaler Stumpfheit. Auch fühlen sich die Betroffenen häufig freudlos sowie gleichgültig und teilnahmslos gegenüber ihrem Umfeld. Hinzu kommt eine Vermeidung von Aktivitäten und Situationen, welche die Erinnerungen an das Trauma wachrufen könnten.
Viele Betroffene kennen ein Gefühl der Übererregtheit mit gesteigerter Aufmerksamkeit (eine sogenannte Vigilanzsteigerung) und erhöhter Schreckhaftigkeit. Ihr Nachtschlaf ist meist gestört. Die PTBS wird oft von Angststörungen und Depressiven Störungen begleitet. Bei schwer Betroffenen können auch Suizidgedanken auftreten. Die PTBS kann über viele Jahre andauern, hat bei intensiver Therapie aber langfristig gute Besserungschancen.
Auf dieser und den folgenden Seiten finden Sie ausführliche Fachinformationen über Diagnose, Risikofaktoren, Ursachen und Therapie der PTBS.
Weitere Informationen für Betroffene und Angehörige finden Sie auf unserer Internetseite im Kapitel Posttraumatische Belastungsstörung: Patienteninformationen.
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Was ist ein Trauma?
Die folgenden beiden Kriterien müssen erfüllt sein, damit man von einem traumatischen Ereignis spricht.
- Reale Gefahr: Eine Person erlebt, beobachtet oder war konfrontiert mit Ereignis(sen), die tatsächlichen oder drohenden Tod, ernsthafte Verletzung oder Gefahr der körperlichen Unversehrtheit beinhaltete. Das Ereignis kann die eigene Person betroffen haben oder bei anderen Personen beobachtet werden, wie zum Beispiel als Zeuge eine schweren Verkehrsunfalles.
- Subjektive Reaktion: Die Reaktion der Betroffenen umfasste intensive Furcht, Hilflosigkeit oder Entsetzten. Bei Kindern, die ein Trauma erleben, kann die Reaktion etwas anders sein und zum Beispiel aus einem aufgelösten, agitierten Verhalten bestehen.
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Das Trauma und seine Folgen
Die PTBS (PTSD) ist als Folge von Traumatisierung zu verstehen, sie stellt also eine normale Reaktion auf eine nicht normale Situation dar.
Die entscheidenden Kriterien einer PTBS sind, dass die Betroffenen nach der Konfrontation mit einem traumatischen Stressor
- Aspekte der Traumatisierung intrusiv wiedererleben,
- Reize vermeiden, die der Traumatisierung ähneln,
- sich emotional taub fühlen und
- Anzeichen einer ständig erhöhten psychophysiologischen Übererregung zeigen.
Die typische Folgen eines Traumas sind im Einzelnen:
- Wiedererlebenssymptome: Wiederkehrende, sich aufdrängende Bilder, Gedanken, Sinneswahrnehmungen, Träume, Flashback-Erlebnisse.
- Chronische Übererregung: Schlafstörungen, Reizbarkeit, übertriebene Schreckreaktion, motorische Unruhe, Konzentrationsschwierigkeiten, Hypervigilanz - die so genannte “Gefahrenwitterungsstellung”.
- Vermeidungsverhalten: Der Versuch, Reize/Situationen/Orte zu vermeiden, die an das Trauma erinnern könnten und/oder der Versuch, Erinnerung an das Trauma gedanklich wegzudrängen.
- Emotionale Taubheit: Entfremdungsgefühle sowie ein eingeschränktes Gefühlsspektrum (z.B. Unfähigkeit Liebe, Zuneigung, Glück zu empfinden), gestörte Intimität, Interessenverlust.
Typische weitere Folgen der Traumatisierung sind zum Beispiel:
- Weitere belastende Gefühle neben der Angst, wie zum Beispiel Schuldgefühle, Schamgefühle, Ekel oder Ärger,
- die Erschütterung bzw. Beeinflussung von grundlegenden Lebensüberzeugungen,
- eine erhebliche Beschädigung des Selbstkonzepts und des Selbstwertgefühls sowie
- die Beeinträchtigung der Bereiche ”Vertrauen, Intimität, Beziehungen, Sexualität etc.”
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Wie häufig ist die PTBS?
Die Häufigkeit traumatischer Stressoren ist um ein Vielfaches höher als die Häufigkeit der PTBS (PTSD). Während die Mehrheit der Menschen im Laufe ihres Lebens mindestens ein Trauma erleiden, erkrankt nur ein Bruchteil an einer Posttraumatischen Belastungsstörung.
Das Risiko nach einer Traumatisierung eine Posttraumatische Belastungsstörung zu entwickeln ist unter anderem abhängig von der Art des Traumas:
- Ca. 50% Prävalenz nach Vergewaltigung,
- Ca. 25% Prävalenz nach anderen Gewaltverbrechen,
- Ca. 50% bei Kriegs-, Vertreibungs- und Folteropfern,
- Ca. 10% bei Verkehrsunfallopfern,
- Ca. 10% bei schweren Organerkrankungen, (Herzinfarkt, Malignome).
Die Lebenszeitprävalenz für die PTBS in der Allgemeinbevölkerung liegt mit länderspezifischen Besonderheiten zwischen 1% und 7% (in Deutschland 1,5 – 2 %).
Die Prävalenz subsyndromaler Störungsbilder ist wesentlich höher. Es besteht eine hohe Chronifizierungsneigung.
Weiterlesen: PTBS: Epidemiologie
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Diagnose der PTBS
Der Begriff Posttraumatic Stress Disorder (PTSD) wurde erst 1980 mit dem DSM-III als diagnostische Kategorie eingeführt. In der Diagnostik wird zwischen einem Typ-I-Trauma und Typ-II-Trauma unterschieden.
Typ-I-Trauma
Ein Typ-I-Trauma ist eine einmalige schreckliche Erfahrung, die ein Mensch (meist) im Erwachsenenalter macht. Zu solchen Erfahrungen gehören zum Beispiel Unfälle oder Erfahrungen mit Gewalt, Krieg oder Katastrophen.
Die Wiedererinnerungen beim Typ-I-Trauma sind meist klar und lebendig.
Typ-II-Trauma
Unter Typ-II-Trauma wird eine chronische, länger andauernde Traumatisierung verstanden, wie z.B. Geiselhaft, Folter, wiederholte sexuelle, körperliche oder emotionale Gewalt.
Beim Typ-II-Trauma bestehen oft diffuse, wenig klare Erinnerungen, die Betroffenen neigen zu Dissoziationen. Oft bestehen ausgeprägte negative Grundüberzeugungen.
Aus welchen Traumata entsteht eine PTBS?
Die länger anhaltenden Traumatisierungen des Typ-II-Traumas haben insgesamt ein höheres Risiko, dass sich aus ihnen eine PTBS (PTSD) entwickelt, als die einmaligen Traumatisierungen bei einem Typ-I-Trauma. Darüber hinaus wirkt ein von Menschen verursachtes Trauma (zum Beispiel Vergewaltigung, Folter) schlimmer, als wenn das Trauma unglücksähnliche Ursachen hatte (zum Beispiel Naturkatastrophe, Autounfall).
Weiterlesen: PTBS: Diagnose
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Diagnose nach ICD-10
Die Internationale Klassifikation der Krankheiten (International Classification of Diseases - ICD-10) definiert die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) (ICD-10 F43.1) als eine verzögerte oder protrahierte Reaktion auf ein Ereignis, welches mit außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigem Ausmaß einherging, die durch wiederholtes Wiedererleben des Traumas in sich aufdrängenden Erinnerungen (Flashbacks), Träumen oder Albträumen, sowie durch ein andauerndes Gefühl von Betäubtsein und emotionaler Stumpfheit gekennzeichnet ist.
Weiterlesen: PTBS: Diagnose nach ICD-10
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Diagnose nach DSM-IV
Die PTBS wird nach DSM-IV von einem traumatischen Ereignis ausgelöst, welches den Erkrankten direkt betroffen hat oder welches von ihm an anderen beobachtet bzw. miterlebt wurde. Nach DSM-IV muss der Betroffene als Reaktion auf das traumatische Ereignis intensive Angst, Hilflosigkeit oder Furcht gezeigt haben. Die Erkrankung muss mindestens einen Monat andauern.
Weiterlesen: PTBS: Diagnose nach DSM-IV
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Diagnose nach DSM-5
Die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) wird im Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-5) der American Psychiatric Association (APA) gemeinsam mit der Akuten Belastungsstörung, den Anpassungsstörungen und ähnlichen Erkrankungen in einem neuen Kapitel, den so genannten Trauma- and Stressor-Related Disorders, aufgeführt.
Weiterlesen: PTBS: Diagnose nach DSM-5
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Symptome
Die Symptome der Posttraumatischen Belastungsstörung sind u.a. ein Wiedererleben des Traumas, Erinnerungslücken in Bezug auf das traumatische Ereignis, Selbstvorwürfe und Schuldgefühle, Schlafstörungen, Gesteigerte Erregbarkeit und Wachsamkeit sowie Gefühle von Gefühllosigkeit, Isolierung oder Zukunftslosigkeit.
Viele Betroffene kennen ein Gefühl der Übererregtheit mit gesteigerter Aufmerksamkeit (eine sogenannte Vigilanzsteigerung) und erhöhter Schreckhaftigkeit. Ihr Nachtschlaf ist meist gestört.
Die PTSD wird oft von Angsterkrankungen und Depression begleitet. Bei schwer Betroffenen können auch Suizidgedanken auftreten. Die PTSD kann über viele Jahre andauern, hat bei intensiver Therapie aber langfristig gute Besserungschancen.
Weiterlesen: PTBS: Symptome
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Differenzialdiagnose der PTBS
Als Differentialdiagnose der PTBS (PTSD) kommen z.B. Affektive Störungen, wie die Depressiven Störungen, oder Angststörungen in Betracht. Bei den letztgenannten Erkrankungen fehlen aber üblicherweise der Bezug zu einem traumatisierenden Ereignis sowie Intrusionen und dissoziative Symptome.
Falls die Symptomatik nur innerhalb des ersten Monats nach dem Trauma besteht, kommt differentialdiagnostisch z.B. eine Akute Belastungsreaktion in Betracht.
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Wie wird die PTBS behandelt?
Für die Behandlung der PTBS (PTSD) wurden spezielle therapeutische Techniken entwickelt. Gemeinsam ist allen traumatherapeutischen Behandlungstechniken, dass in dosierter Weise eine Re-Exposition mit der traumatischen Erfahrung herbeigeführt wird. Ziel sind die Verminderung der traumabezogenen Ängste und des Vermeidungsverhaltens sowie eine Integration der emotionalen und kognitiven Komponenten der traumatischen Erfahrung in die eigene Lebensgeschichte.
Die psychotherapeutische Behandlung von traumatisierten Menschen muss auf die Problematik der fehlenden oder bedrohten psychischen Stabilität ausgerichtet werden.
Die Traumatherapie teilt sich deswegen in drei aufeinander folgende Therapiephasen:
- Stabilisierung,
- Bearbeitung des Traumas und
- Integration.
Weiterlesen: PTBS: Therapie
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Warum ist die Stabilisierung wichtig?
Traumatisierungen lassen sich als Angriff auf die persönliche Sicherheit und Unversehrtheit verstehen. Es geht bei der Stabilisierung darum, wieder Kontrolle über sich und über die eigenen emotionalen Reaktionen zu gewinnen und die Hilflosigkeit zu beenden.
Stabilisierung bedeutet auch bereits vorhandene Ressourcen zu erkennen und zu stärken. Hierbei ist es hilfreich, wenn sich die Betroffenen die Frage stellen: Was kann ich jetzt tun, damit es mir besser geht?
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Herstellen von Sicherheit
Traumatisierungen führen häufig zu einer tiefen und anhaltenden Verletzung des Gefühls der persönlichen Sicherheit und Unversehrtheit. Die Wiederherstellung des Gefühls von Sicherheit steht deswegen an erster Stelle in der Traumatherapie.
Zur Herstellung von Sicherheit gehören die
- Sicherheit innerhalb des therapeutischen Settings (hierbei ist die Verlässlichkeit des Therapeuten wichtig ebenso wie die Transparenz bei der Therapieplanung),
- Sicherheit im sozialen Umfeld des Betroffenen (etwa Schutz vor erneuten Übergriffen) und die
- Sicherheit im Umgang mit eigenen destruktiven Impulsen (Aufbau von Fertigkeiten zur Verhinderung von Selbstverletzung oder anderem selbstschädigenden Verhalten wie Alkohol-oder Drogenkonsum).
Im Rahmen der Stabilisierung stellen Imaginationsübungen eine wichtige und hilfreiche Technik dar. Es handelt sich dabei um die Arbeit mit inneren Bildern zur Distanzierung von emotional belastenden Erinnerungsinhalten. Imaginationsübungen dienen der Ressourcenförderung und der Förderung der eigenen Steuerbarkeit von Gefühlszuständen.
Es geht darum, Trost und Unterstützung zu finden, sich nicht mehr ausgeliefert und hilflos zu fühlen und zu erlernen, sich selbst etwas Gutes zu tun.
Einige Hilfreiche Imaginationsübungen sind zum Beispiel “Der innere sichere Ort” (Ziel ist die Erfahrung von Sicherheit und Geborgenheit), die “Lichtstromübung” (diese Übung hilft, neue Kraft zu tanken), die “Baumübung” und die “Mitgefühlsübung”.
Weiterlesen:
• Verhaltenstherapie bei PTBS
• Psychodynamische Traumatherapie
• Psychodynamisch Imaginative Traumatherapie (PITT)
• Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR)
• Imagery Rescripting and Reprocessing (IRRT)
• Testimony- oder Narrative Exposure Therapy (NET)
• Ego-State-Therapie
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Umgang mit Erinnerungsauslösern
Betroffene, die an einer PTBS (PTSD) leiden, fühlen sich ihren traumatischen Erinnerungen oft hilflos ausgeliefert. Die Erinnerungen scheinen für die Betroffenen “aus heiterem Himmel” zu kommen.
Im Rahmen der Therapie können nach genauer Analyse der Situation, in der das Wiedererleben des Traumas auftrat, Auslösereize herausgearbeitet werden. Es ist eine große Hilfe für die Betroffenen, wenn Erinnerungsauslöser erkannt und benannt werden können.
Im nächsten Schritt kann dann die sogenannte Reizdiskrimination erfolgen. Hierbei geht es zunächst darum, herauszufinden, welche traumatische Situation wiedererlebt wurde, dann den oder die Trigger zu identifizieren und zu erkennen was an der aktuellen Situation der traumatischen Situation ähnelt, die Unterschiede zwischen der aktuellen und der traumatischen Situation herauszuarbeiten und dann herauszufinden, was der Betroffene in der aktuellen Situation tun kann, damit es ihm besser geht.
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Autoren des Artikels: Dr. Sandra Elze & Dr. Michael Elze
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