Wie werden Posttraumatische Belastungsstörungen behandelt?
Dr-Elze.de Dr. ElzeIn der Behandlung der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) werden verschiedene psychotherapeutische Verfahren eingesetzt, wie zum Beispiel
- die Kognitive Verhaltenstherapie (auch Kognitiv-behaviorale Therapie genannt),
- die Psychodynamische Therapie,
- das Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR),
- das Imagery Rescripting and Reprocessing (IRRT),
- die Narrative Exposure Therapy (NET),
- die Psychodynamisch Imaginative Traumatherapie (PITT) nach Luise Reddemann.
In diesem Kapitel finden Sie eine Übersicht zu den einzelnen Behandlungsverfahren und den Behandlungsschritten. Weitergehende Fachinformationen zu den einzelnen Therapieverfahren finden Sie darüber hinaus auf unserer Internetseite im Kapitel Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS / PTSD): Therapie.
Ergänzend zu den oben genannten Therapieverfahren kann es für die Betroffenen oft hilfreich sein, auch an einer stabilisierenden Körpertherapie und/oder Gestaltungstherapie teilzunehmen.
Dabei ist bei der Behandlung der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) allen traumatherapeutischen Behandlungstechniken gemeinsam, dass in dosierter Weise eine erneute gedankliche Auseinandersetzung mit der traumatischen Erfahrung herbeigeführt wird. Das Ziel der Behandlung ist dabei die Verminderung der traumabezogenen Ängste und des Vermeidungsverhaltens.
Die Therapie will den Betroffenen helfen, ihre traumatischen Lebensereignisse zu bewältigen, um ihnen wieder ein ausgeglichenes Leben zu ermöglichen. Die komplexe Symptomatik der Posttraumatischen Belastungsstörung erfordert zumeist ein integratives Behandlungskonzept mit Elementen aus der psychodynamischen und kognitiv-verhaltenstherapeutischen Therapie verbunden mit gestaltungstherapeutischen und/oder körpertherapeutischen Elementen.
Sehr wichtig ist, dass die Betroffenen einen vertrauensvollen, geschützten Rahmen für die Behandlung finden, der es ihnen ermöglicht, über ihre belastenden Erlebnisse zu reden und in dem sie sich sicher aufgehoben fühlen.
Bevor die eigentliche Therapie der Posttraumatischen Belastungsstörung beginnen kann, müssen zunächst wichtige Fragen geklärt sein. Vorrangig muss mit der/dem Betroffenen erarbeitet werden, ob sie/er aktuell ausreichend stabil genug für eine Bearbeitung der traumatischen Erlebnisse ist (zu der auch eine Konfrontation mit den traumatisierenden Lebensereignissen gehört), oder ob zunächst eine ausreichend lange Stabilisierungsphase stattfinden sollte.
© Dr. Sandra Elze & Dr. Michael Elze
Prien am Chiemsee / Rosenheim, www.Dr-Elze.de
Stabilisierung
In der Stabilisierungsphase erarbeiten die Betroffenen zusammen mit ihren Therapeutinnen und Therapeuten sowie eventuell auch zusammen mit anderen Betroffenen Techniken, die ihnen helfen können, sich auch alleine wieder aus den Erinnerungen an das Trauma und den damit verbundenen körperlichen und psychischen Beeinflussungserlebnissen zu lösen.
Warum ist die Stabilisierung so wichtig?
Traumatisierungen lassen sich als Angriff auf die persönliche Sicherheit verstehen. Es geht bei der Stabilisierung darum, wieder Kontrolle über sich und über die eigenen Gefühle zu gewinnen und die Hilflosigkeit zu beenden.
Stabilisierung bedeutet auch, bereits vorhandene Ressourcen zu erkennen und zu stärken. Hierbei ist es hilfreich, wenn sich die Betroffenen die Frage stellen: Was kann ich jetzt tun, damit es mir besser geht?
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Herstellen von Sicherheit
Traumatisierungen führen häufig zu einer tiefen und anhaltenden Verletzung des Gefühls der persönlichen Sicherheit. Die Wiederherstellung des Gefühls von Sicherheit steht an erster Stelle in der Behandlung der Posttraumatischen Belastungsstörung.
Zur Herstellung von Sicherheit gehört die Sicherheit innerhalb des therapeutischen Settings (hierbei ist die Verlässlichkeit des Therapeuten wichtig ebenso wie die Transparenz bei der Therapieplanung), die Sicherheit im sozialen Umfeld des Betroffenen (etwa Schutz vor erneuten Übergriffen) und die Sicherheit im Umgang mit eigenen selbstzerstörerischen Impulsen (Aufbau von Fertigkeiten zur Verhinderung von Selbstverletzung oder anderem selbstschädigenden Verhalten wie Alkohol-oder Drogenkonsum).
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Imaginationsübungen
Was sind Imaginationsübungen?
Im Rahmen der Stabilisierung stellen Imaginationsübungen eine wichtige und hilfreiche Technik dar. Es handelt sich dabei um die Arbeit mit inneren Bildern zur Distanzierung von belastenden Erinnerungsinhalten.
Imaginationsübungen dienen bei der Behandlung der PTBS unter anderem der Förderung der eigenen Steuerbarkeit von Gefühlszuständen. Es geht darum, Trost und Unterstützung zu finden, sich nicht mehr ausgeliefert und hilflos zu fühlen und zu erlernen, sich selbst etwas Gutes zu tun. Einige Hilfreiche Imaginationsübungen sind zum Beispiel “Der innere sichere Ort” (Ziel ist die Erfahrung von Sicherheit und Geborgenheit), die “Lichtstromübung” (diese Übung hilft, neue Kraft zu tanken), die “Baumübung” und die “Mitgefühlsübung”.
Prinzipiell sollten alle Betroffenen zumindest eine Stabilisierungstechnik (wie z.B. die “Sichere-Ort-Übung”) gut beherrschen und alleine einsetzen können, bevor sie mit der eigentlichen Aufarbeitung des Traumas beginnen.
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Beschützendes Umfeld
Eine weitere wichtige Frage zu Beginn der Behandlung ist, ob der/die Betroffene aktuell in einem ausreichend beschützten Umfeld lebt und weitere Traumatisierungen ausgeschlossen sind. Bei Traumatisierungen, die durch einen oder mehrere Täter ausgelöst wurden, ist zudem wichtig zu klären, ob das Opfer ausreichend vor dem Täter geschützt ist und ob weiterhin Kontakt zu dem Täter besteht. Je nach Situation kann dann auch zunächst ein Schutz vor weiteren Übergriffen das primäre Ziel in der Therapie sein.
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Wie geht man mit anderen Symptomen um?
Posttraumatische Belastungsstörungen können oft auch mit körperlichen Symptomen wie z.B. chronischen Schmerzen oder Untergewicht bei Essstörungen einhergehen. Vor der eigentlichen Arbeit an dem Trauma muss mit den Betroffenen geklärt werden, ob sie aktuell ausreichend körperlich stabil sind um die traumatisierenden Erlebnisse zu bearbeiten.
Langfristiges Ziel der PTBS-Behandlung ist zwar die Besserung der körperlichen Beschwerden, kurzfristig kann es aber bei Erinnerungen an die traumatisierenden Lebensereignisse zu einer Verstärkung der körperlichen Symptome kommen. Die Betroffenen sollten sich darüber bewusst sein, auch darüber, dass dies nur eine vorübergehende Verschlechterung ist, die für den langfristigen Heilerfolg oft unumgänglich ist.
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Pschoedukation
Was ist Psychoedukation?
Parallel zur Klärung der oben angesprochenen Fragen und der Einrichtung einer ausreichend sicheren Umgebung mit Schutz vor weiteren Traumatisierungen, beginnt die Behandlung der Posttraumatischen Belastungsstörung zumeist mit einer Phase der Psychoedukation. In dieser erarbeiten die Therapeutinnen und Therapeuten zusammen mit den Betroffenen die Ursachen und Auswirkungen der PTSD, klären Fragen zu Therapieablauf und Therapiezielen usw.
Diese Therapiephase ist wichtig, da sich viele Betroffene durch ihre Symptome “fremd” oder “eigenartig”, manchmal auch “unwert”, “unfähig” o.ä. erleben. Auch machen sich viele Betroffene selbst Vorwürfe, sie seien mit “Schuld” an den traumatisierenden Ereignissen. Für die Betroffenen ist wichtig zu erfahren, dass diese Gefühle und Gedanken ganz typisch für Menschen mit einer PTSD sind, und dass sie keineswegs durch irgendeine persönliche Schwäche hervorgerufen werden sondern vielmehr von den meisten Betroffenen ähnlich erlebt werden.
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Traumabearbeitung
Das Ziel der Traumabearbeitung im eigentlichen Sinne ist die Behandlung des traumatisierenden Erlebnisse und die Integration der Traumata in die Lebensgeschichte. Dies erfordert von den Betroffenen eine dosierte Rekonfrontation mit dem traumatisierenden Ereignis welche sie gemeinsam mit einer erfahrenen Therapeutin bzw. Therapeuten in einem ausreichend beschütztem Rahmen durchführen sollten.
Voraussetzungen für die Traumabearbeitung sind wie oben schon beschrieben eine ausreichende Stabilität der Betroffenen sowie ein sicheres soziales Umfeld ohne die Gefahr einer weiteren Traumatisierung.
Zur Traumabearbeitung im engeren Sinne werden wie oben bereits genannt verschiedene psychotherapeutische Verfahren eingesetzt, insbesondere die Kognitiv-behaviorale Therapie (Kognitive Verhaltenstherapie), die Psychodynamische Therapie, das Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR), das Imagery Rescripting and Reprocessing (IRRT), die Narrative Exposure Therapy (NET) sowie die Psychodynamisch Imaginative Traumatherapie (PITT) nach Luise Reddemann.
Weiterlesen:
• Kognitive Verhaltenstherapie
• Psychodynamische Traumatherapie
• Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR)
• Imagery Rescripting and Reprocessing (IRRT)
• Narrative Exposure Therapy (NET)
• Psychodynamisch Imaginative Traumatherapie (PITT)
Ergänzend kann es wie bereits erwähnt für die Betroffenen oft hilfreich sein, auch an einer stabilisierenden Körpertherapie und/oder an einer Gestaltungstherapie teilzunehmen. Eine unkontrollierte Reizüberflutung sollte aber auf jeden Fall vermieden werden.
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Umgang mit Erinnerungsauslösern
Betroffene, die an einer Posttraumatischen Belastungsstörung leiden, fühlen sich ihren traumatischen Erinnerungen oft hilflos ausgeliefert, die Erinnerungen scheinen für die Betroffenen “aus heiterem Himmel” zu kommen. Im Rahmen der Therapie können nach genauer Betrachtung der Situation, in der das Wiedererleben des Traumas auftrat, Auslösereize herausgearbeitet werden. Es ist eine große Hilfe für die Betroffenen, wenn Erinnerungsauslöser erkannt und benannt werden können.
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Reizdiskrimination
Im nächsten Schritt der PTBS-Behandlung kann dann die sogenannte Reizdiskrimination erfolgen. Hierbei geht es zunächst darum, herauszufinden, welche traumatische Situation wiedererlebt wurde, dann den oder die Auslösereize zu erkennen und sich bewusst zu machen, was an der aktuellen Situation der traumatischen Situation ähnelt, dann die Unterschiede zwischen der aktuellen und der traumatischen Situation herauszuarbeiten und dann herauszufinden, was der Betroffene in der aktuellen Situation tun kann, damit es ihm besser geht.
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Trauer
Die Betroffenen haben durch die traumatisierenden Lebensereignisse und die PTBS-Symptomatik zumeist erhebliche “Verluste” in ihrem Leben erleiden müssen (z.B. Verlust von Sicherheit, behüteter Kindheit)). Ähnlich wie bei dem Verlust eines geliebten Menschen ist auch hier ein ausreichendes (be-)trauern wichtig, um schließlich eine Neuorientierung beginnen zu können.
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Neuorientierung
Nachdem die traumatisierenden Erlebnisse und ihre Folgen die Betroffenen oft schon viele Jahre begleitet haben, ist es oft gar nicht so einfach, eine Neuorientierung für das Selbstbild, das soziale Umfeld, den weiteren Lebensweg usw. zu finden. Diese ist für die Behandlung der Posttraumatischen Belastungsstörung aber wichtig, da sie den Betroffenen ein zunehmendes Maß an Selbstwirksamkeit und Lebensqualität ermöglicht.
Auch sollten möglichst konkrete Zukunftsperspektiven entwickelt werden, um das Gefühl der inneren Leere und der Nicht-Zugehörigkeit abzuwenden.
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Einbeziehung von Angehörigen und externen Unterstützungsmöglichkeiten
Je nach sozialer Situation kann es wichtig und hilfreich sein, bestimmte Angehörige in die Traumatherapie mit einzubeziehen. Daneben kann die weitere Unterstützung durch Opferhilfsorganisationen wie den Weissen Ring oder durch Selbsthilfegruppen hilfreich sein. Auch sollte überlegt werden, ob die Betroffenen zum Beispiel Leistungen nach dem Opferschutzgesetz erhalten können.
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Medikamente
Unterstützend können in der Behandlung der Posttraumatischen Belastungsstörung, falls erforderlich und vom Betroffenen gewünscht, Medikamente wie z.B. die sogenannten Selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) eingesetzt werden. Dabei ist jedoch insbesondere die Suizidgefährdung zu klären und im Therapieverlauf zu überwachen. In Deutschland ist das SSRI Paroxetin für die Behandlung der Posttraumatischen Belastungsstörung zugelassen. Positive Effekte werden u.a. auch von dem SSRI Sertralin sowie von dem NaSSA Mirtazapin und dem SSNRI Venlafaxin berichtet. Die Wirkung tritt erst nach ca. 6-8 Wochen ein. Dies ist ein wichtiger Fakt, über den die Betroffenen informiert werden müssen, um vorzeitige Therapieabbrüche wegen angenommener “Wirkungslosigkeit” zu verhindern.
“Beruhigungsmittel” wie z.B. Benzodiazepine sollten möglichst vermieden werden, um eine Suchtgefahr auszuschließen.
Die Medikation sollte, wie oben genannt, nur unterstützend im Rahmen eines therapeutischen Gesamtkonzepts eingesetzt werden, da die alleinige medikamentöse Behandlung zumeist keinen ausreichenden langfristigen Erfolg zeigt.
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Autoren des Artikels: Dr. Sandra Elze & Dr. Michael Elze
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